28. Juli 16 Uhr | 30 Jahre danach – Kundgebung zum Gedenken an Hans-Georg Jakobson

29. Juni 2023

Der Mord an Hans-Georg Jakobson jährt sich dieses Jahr zum 30.Mal. Am Abend des 28.Juli 1993 fährt  Hans-Georg Jakobson in der S-Bahn in Richtung Berlin. Er ist 35 Jahre alt und lebt ohne festen Wohnsitz. Drei  stadtbekannte Neonazis  wecken den Schlafenden und wollen ihn ausrauben. Da Sie kein Geld bei ihm finden, beginnen Sie, ihn zu verprügeln und werfen Jakobson zwischen den Bahnhöfen Strausberg und Petershagen Nord aus dem fahrenden Zug. Hans-Georg Jakobson versucht sich dagegen zu wehren, doch es gelingt ihm nicht. Er verstirbt einen Tag später im Krankenhaus. Seine Familie erfährt erst Monate später von seinem Schicksal.

Über 30 Menschen sind seit 1990 durch rechte Gewalt und Neonazis in Brandenburg ermordet wurden oder sind Verdachtsfälle. Ein Drittel davon sind aus sozialdarwinistischer Gründen getötet worden. Der Hass auf vermeintlich „sozial Schwache“, auf Wohnungs- und Obdachlose, auf arme und arbeitslose Menschen ist zentrales Motiv rechter Ideologie.

Mit der Gedenkkungebung möchten die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oderland, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) Märkisch-Oderland, die Jungen Humanist*innen (JuHus) MOL und die S5 Antifa  gemeinsam an Hans-Georg Jakobson erinnern, denn kein Todesopfer rechter Gewalt sollte jemals vergessen werden. Neben der Kundgebung wurde eine gemeinsame Broschüre gestaltet, die am Tag selbst vorgestellt wird. 

Die Kundgebung findet am Freitag, dem 28.Juli ab 16 Uhr am Vorplatz am S-Bahnhof Strausberg (Vorstadt) statt. Unterschiedliche Gedenkiniativen und Vereine wie die  Opferperspektive e.V. und die Wohnungslosenstiftung e.V. beteiligen sich mit Redebeiträgen.

Im Anschluss an die Kundgebung gibt es ab 19 Uhr gemeinsames Abendessen und  einen Vortrag zum Thema „Obdachlos! Was es bedeutet für Menschen draußen schlafen zu müssen“ im Sozialen Zentrum Horte, Peter-Göring-Straße 25 in 15344 Strausberg.


Facebook: https://www.facebook.com/events/137288819378142

Website: https://horte-srb.de/30-jahre-danach-kundgebung-zum-gedenken-an-hans-georg-jakobson/


Antifaschistischer Protest in Seelow

20. Mai 2023

Am 16. Mai 2023 fand in Seelow ein sogenannter, von der AfD Brandenburg veranstalteter „Bürgerdialog“ statt. Diese Veranstaltung sollte nicht unkommentiert stehen gelassen werden, weshalb sich über 100 Antifaschist*innen vor dem Kreiskulturhaus in Seelow versammelten um dagegen zu protestieren und ihre Wut der AfD gegenüber laut kund zu tun. Zum Gegenprotest riefen die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oderland (BOrG), die S5-Antifa und wir als VVN-BdA Märkisch Oderland auf.Mit lauter Musik, bunten Transparenten, guter Laune und zahlreichen Redebeiträgen zeigten die Antifaschist*innen ihren Unmut und machten deutlich, dass die AfD keinen Platz in der Gesellschaft, den Parlamenten und eben auch nicht in Seelow bekommen sollte.

Als Antwort auf die Kundgebung versammelte sich die AfD gegenüber von ihr an einem Infostand, der mehr oder weniger erfolgreich vom Märkisch-Oderländer AfD’ler Lars Günther betreut wurde. Geschlossen gingen, die ca. 50 AfD’lerInnen, die vermutlich alle in verschiedenen Funktionen für die AfD im Landtag arbeiten, pünktlich zu Veranstaltungsbeginn um 19 Uhr ins Kreiskulturhaus. Die Veranstaltung organisierte der Landesverband der AfD Brandenburg und lud dazu prominente Gäste ein, die alle dem „Flügel“, also der völkischen und extrem rechten Gruppierung der AfD, angehören. Neben Alexander Gauland sprachen dort auch der Landtagsabgeordnete und Begründer des Vereins „Zukunft Heimat“ Christoph Berndt sowie Gaulands ehemaliger Mitarbeiter und jetziger Bundestagsabgeordnete René Springer.

Für die Gegenprotestierenden stand am Ende des Abends jedenfalls fest, dass die AfD nicht nach Seelow, nicht nach Märkisch-Oderland und nicht in eine Gesellschaft gehört, die für Solidarität und Offenheit steht.
Egal wo, wir schließen uns der Forderung an, kein Raum, kein Acker und kein Kreiskulturhaus der AfD!

Kundgebung: Kein rechtsextremes Spitzentreffen in Seelow! Kein Acker der AfD!

10. Mai 2023

Am Dienstag, dem 16.05.2023 soll im Kreiskulturhaus Seelow ein sogenannter „Bürgerdialog“ stattfinden. Eine weitere Veranstaltung die Hass, Geschichtsrevisionismus, Rassismus und rechter Hetze Raum verschafft.
Die AfD Brandenburg hat dazu prominente Gäste eingeladen, die allesamt den Völkischen Flügel der AfD repräsentieren.
Alexander Gauland ist der Vordenker des Völkischen Flügels der AfD und gilt als der Strippenzieher im Hintergrund. Mit seinem Aufruf, demokratische Politiker*innen „zu jagen“, schockierte er vor dem Einzug der AfD in den Bundestag im Jahr 2017. Seitdem hat sich die AfD immer weiter zu einer Partei entwickelt, die die Nähe zu Neonazis sucht. Sinnbildlich hierfür steht der zweite Gast Christoph Berndt. Der aus Südbrandenburg agierende Fraktionsvorsitzender der AfD im Landtag hat mit seinem rechtsextremen Tarnverein „Zukunft Heimat“ sowohl eine organisatorische als auch inhaltliche Nähe zwischen Neonazis und der AfD geschaffen. Der dritte im Bunde ist Gaulands ehemaliger Mitarbeiter und jetziger Bundestagsabgeordneter René Springer, der zuletzt wegen der Beschäftigung eines anderen Rechtsextremisten in seinem Büro in die Schlagzeilen kam.

Das Treffen im Kreiskulturhaus Seelow ist also alles andere als ein reguläres AfD-Treffen. Es ist der weitere Versuch, völkisches Denken in den politischen Mainstream zu bringen und das mit hochkarätigen Gästen!

Das wollen wir nicht ungestört geschehen lassen! Schließt euch uns an und kommt zu unserer Protestkundgebung am 16. Mai um 18:00 vor dem Kreiskulturhaus (Erich-Weinert-Straße 13, 15306 Seelow). Zeigen wir der AfD und ihren völkischen Akteuren, dass weder in Seelow noch anderswo Platz für ihre menschenfeindliche Politik ist!

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Märkisch-Oderland

S5-Antifa

Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oderland

Online-Veranstaltung: Das Theresienstädter Außenlager Wulkow 1944-1945

14. März 2023

Dienstag, 4.4.2023 von 17-20 Uhr / digital

Das Zwangslager Wulkow bei Neuhardenberg war ein Außenlager des Ghettos Theresienstadt und diente zur Errichtung einer Ausweichdienststelle für das Amt IV (Gestapo) des Reichssicherheitshauptamts sowie für die NSDAP-Parteikanzlei.

Die Veranstaltung informiert und lädt Interessierte ein, Fragen zu stellen oder auch eigene Erinnerungen bzw. Erfahrenes zu teilen.

Bei einer ausreichend großen Zahl von Interessierten kann zusätzlich zu dieser Online-Veranstaltung ein Vor-Ort-Besuch in Wulkow durchgeführt werden.

Den Link zur Teilnahme an der online-Veranstaltung erhalten Sie nach Ihrer formlosen Anmeldung per Email (joergstopa@gmx.de).

Nils Weigt und Jörg Stopa

VVN-BdA Märkisch-Oderland und memento Theresienstadt e.V.

Kundgebung: Stoppt das Töten in der Ukraine

3. März 2023

Unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine“ fanden sich gestern Abend, am ersten Jahrestag der russischen Invasion, 80 Menschen in Strausberg zu einer Kundgebung zusammen. Mit verschiedenen Redebeiträgen wurde auf die unerträgliche Situation in der Ukraine sowie auf das Handeln der Bundesregierung aufmerksam gemacht. Organisiert wurde die Kundgebung durch das allerhand Hausprojekt, DIE LINKE. Strausberg , Horte Soziales Zentrum , Ökolea aus Klosterdorf, der S5-Antifa sowie uns.

Die Forderungen der Kundgebung waren:

*diplomatische Initiativen durch die deutsche Bundesregierung, die EU, die Vereinten Nationen, die OSZE und andere

*einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen unter Einbeziehung aller relevanten Akteur*innen

*den Rückzug des russischen Militärs aus der Ukraine

*alles zu tun, um einen Atomkrieg zu verhindern und

*den UN-Atomwaffenverbotsvertrag voranzutreiben

*sowie den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, um keine weitere Finanzierung des Krieges zu ermöglichen und die Klimakatastrophe abzuwenden.

Stolpersteinverlegungen in Strausberg und Postbruch

19. Februar 2023

Heute fand eine Stolpersteinverlegung für Moisy Fingergut statt.

Moisy Fingergut wurde 1943 in der Großen Straße 61 in Strausberg verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er kurz darauf ermordet wurde. Unter selber Adresse lebten bis April 1942 auch Käthe Jachmann, Berta Blasbalg und Frieda und Henriette Fass, für die bereits 2006 Stolpersteine verlegt wurde.

Organisiert wurde die Stolpersteinverlegung von den Jugendlichen der Jugendgeschichtswerkstatt Strausberg in Zusammenarbeit mit uns und dem Humanistischen Regionalverband Märkisch-Oderland.

Im Anschluss gab es noch eine weitere Verlegung im Strausberger Postbruch. Hier wird nun an das Schicksal von Elisabeth Reglin erinnert, die 1941 unter ungeklärten Umständen zu Tode kam.

Die Journalistin Dagmar Möbius recherchierte ihren Fall und das sehr wahrscheinliche Tatmotiv: „Lebensunwertes Leben“.

Kundgebung: Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen!

19. Februar 2023

24. Februar | 17:30 Uhr | Landsberger Tor Strausberg

Ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen ruft unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine“ zu einem Protestwochenende vom 24.-26. Februar 2023 auf. Auch in Strausberg hat sich ein breites Bündnis gebildet, was erstmals am 24. Februar eine Kundgebung in Strausberg veranstalten wird. Gerade in der Militärstadt Strausberg ist der Protest gegen Aufrüstung und Kriegshandlungen wichtig!

Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Wir verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der seit dem 24. Februar 2022 zu hunderttausenden Toten und Verletzten sowie Millionen Geflüchteten geführt hat.

Abertausende von weiteren Menschen drohen diesem Krieg zum Opfer zu fallen. Der Schatten eines Atomkrieges liegt über der Welt. Dieser Krieg, wie alle anderen, konterkariert außerdem den Kampf gegen die Klimakrise. Es ist die Verantwortung und Pflicht der Staaten und Völker, der Gewalt Einhalt zu gebieten.

Wir sind solidarisch mit den Menschen in der Ukraine. Wir erkennen ihr Recht auf Selbstverteidigung an.

Wir stehen an der Seite derer, die die Logik des Krieges durchbrechen wollen, zum Beispiel durch zivilen Widerstand, gewaltfreie Aktionen, Desertion oder Kriegsdienstverweigerung. Alle Menschen, die sich dem Krieg entziehen möchten, müssen Schutz durch humanitäre Visa und Asyl finden.

Wir fordern:

  • diplomatische Initiativen durch die deutsche Bundesregierung, die EU, die Vereinten Nationen, die OSZE und andere
  • einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen unter Einbeziehung aller relevanten Akteur*innen
  • den Rückzug des russischen Militärs aus der Ukraine
  • alles zu tun, um einen Atomkrieg zu verhindern und den
  • UN-Atomwaffenverbotsvertrag voranzutreiben sowie
  • den Ausstieg aus fossilen Energieträgern, um keine weitere Finanzierung des Krieges zu ermöglichen und die Klimakatastrophe abzuwenden.

Krieg bedeutet Tod, Gewalt, Flucht, Vergewaltigung und Folter für die unmittelbar Betroffenen. Er bedeutet auch Nahrungsmittelknappheit, Hunger und Armut für die

mittelbar Betroffenen, vor allem im Globalen Süden. Eine Erhöhung der Rüstungsausgaben, militärische “Sondervermögen”, Drohungen und weitere Eskalation dürfen keine Antworten darauf sein.

Und schließlich ist es auch hier, wie in jedem Krieg, essentiell, dass wir uns die Anteile westlicher Politik am Unfrieden bewusst machen, sie verurteilen und ihnen entgegenwirken. Die viel zu oft konfrontative Politik der NATO, die unfaire Wirtschafts-, Energie- und Handelspolitik und vor allem die massive Aufrüstung auf allen Seiten müssen ein Ende finden.

Sicherheit und Frieden für alle können nur gemeinsam und nicht gegeneinander erreicht werden. Das Völkerrecht muss dabei höher stehen als die Machtinteressen einzelner Staaten.

Stoppt das Töten in der Ukraine! Für Waffenstillstand und Friedensverhandlungen!

Wir laden alle Menschen ein, die sich gegen den Krieg und gegen Aufrüstung einsetzen möchten!

Für Menschen und Gruppen aus dem nationalistischen und antidemokratischen Spektrum ist auf unseren Aktionen kein Platz.

Unterzeichnet: Allerhand Strausberg, Die LINKE Strausberg, Horte Strausberg, Ökolea, S5-Antifa, VVN-BdA MOL

Kein Acker der AfD!

5. Februar 2023

Im nachfolgenden Text informiert die Initiative „Kein Acker der AfD“ über eine Protestkundgebung gegen eine Zusammenkunft der AfD am 2. Februar in Schulzendorf. Der Kreisvorstand MOL der VVN-BdA hatte zur Unterstützung dieser Protestkundgebung aufgerufen und viele unserer Mitglieder befanden sich unter der Teilnehmern und Organisatoren.

Auf der Internet-Seite der Initiative heißt es:

Kein Brauner Tisch Mittelstand in Schulzendorf

Am 2.Februar 2023 lud der AfD Kreisverband Märkisch-Oderland in die Gaststätte „Märkischer Reiterhof“ von Schulzendorf zu einem „Runden Tisch Mittelstand“. Eingeladen hatte der Kreisverband mit personalisierten Briefen an Unternehmer*innen im Landkreis.

Etwa 5 Personen folgten der Einladung der AfD. Neben dem MdL Lars Günther, der es sich nicht nehmen konnte, etwas rumzujammern, waren Matthias Schmidt sowie Ulf Leimann von der AfD Wriezen und Florian Jachnow von der Jungen Alternative Brandenburg anwesend.

Gut gelaunt mit Musik und Transparenten stellten sich Ihnen knapp 50 Antifaschist*innen entgegen. Aufgerufen zu den Gegenprotesten hatte „Kein Acker der AfD“. In Redebeiträgen wurde die rassistische und rechte Politik der AfD sowie Lars Günther als rechter Netzwerker thematisiert. Die Antifaschist*innen wiesen darauf hin, dass die AfD nie Lösungen für gesellschaftliche Krisen bietet, sondern mit ihrer polemischen und autoritären Hetze Teil des Problems sind.

Egal ob in Hönow, Hoppegarten, Strausberg oder Schulzendorf – kein Raum, kein Acker, kein Ponyhof der AfD!

Der Kreisvorstand bedankt sich bei den Organisatoren und Teilnehmer*innen für diese gelungene Protestaktion und versichert, auch zukünftig an der Seite derer zu stehen, die durch ihre Aktionen auf Aktivitäten der AfD aufmerksam machen und dagegen Stellung beziehen.

Wolfram Wetzig/Samuel Signer

Sprecher des Kreisvorstandes

Gedenken am 27. Januar 2023

28. Januar 2023

Am 27. Januar versammelten sich 40 Personen am Ehrenhain für die Opfer des Faschismus in Strausberg und gedachten der Befreiung des KZ-Auschwitz. Im Anschluss an die gemeinsam organisierte Gedenkveranstaltung der Stadtverwaltung und uns, fand ein Gedenkspaziergang statt. Dieser wurde von der S5-Antifa gemeinsam mit dem Horte organisiert und führte zu verschiedenen Stationen in Strausberg.

Nachfolgend dokumentieren wir unseren Redebeitrag der gemeinsam mit der AG BOrG (Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oderland) entstanden ist:

Gedenkrede 27. Januar 2023

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Für die Frauen des KZ-Außenlager Strausberg sowie aller weiter westlich gelegenen Haupt- und Nebenlager des „KZ-Universums“ war die Odyssee an diesem Tag hingegen noch nicht vorbei.

Eingerichtet wurde das Außenlager des KZ-Sachsenhausen am 15. November 1944 zunächst für 100 Frauen. Sie waren seit April 1944 mit Transporten aus dem KZ Ravensbrück in Sachsenhausen eingetroffen, bevor es für sie weiter nach Strausberg ging. Hier mussten sie auf einem extra abgetrennten Teil des Märkischen Walzwerks, einer Munitionsfabrik der Fritz Werner Maschinenbau AG aus Berlin-Marienfelde, Zwangsarbeit leisten. Unterkunft und Arbeitsort gleichermaßen war die alte Schuhfabrik auf dem Grundstück Elisabeth-/Hegermühlenstraße.

Die Frauen kamen aus der Sowjetunion, Deutschland und Polen. Sechs Namen konnten mittlerweile über die sogenannten Veränderungsmeldungen aus dem Archiv der Gedenkstätte Sachsenhausen identifiziert werden: Martha Koops, geb. am 13.11.1920, Johanna Nowakowski, geb. am 01.09.1922, Margarete Rebusch, geb. am 09.12.1919, Maria Roschnjatowska, geb. am 10.10.1922, Anna Szepat, geb. am 07.07.1918, Anna Worestschakowa, geb. am 27.07.1924.

Am 10. März 1945 verlegte die SS weitere 52 Häftlinge aus einem anderen Außenlager des KZ-Sachsenhausen, den Auer-Werken in Oranienburg nach Strausberg. Man mag sich nicht vorstellen, in welchem Zustand die nun 150 Frauen in diesen letzten Wochen des Krieges waren. Es mangelte an allem. Ein Zeitzeuge berichtete über den extremen Mangel an medizinischer Versorgung für die Frauen. Sie hatten keinen Zugang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Ein Mithäftling versuchte eine absolute Minimalversorgung sicher zu stellen. Schon heißes Wasser zu kochen war ohne Kochstelle oder Wasserkocher eine enorme Herausforderung.

Im April 1945 rückt die Front jeden Tag näher an Strausberg heran. Die Munitionsfabrik hatte einen Teil ihrer Maschinen nach Berlin verlagert, aber die Munitionsproduktion lief in Strausberg weiter. Am 19. oder 20. April 1945 erging der Befehl zur Evakuierung der Stadt. Was mit den 150 weiblichen Häftlingen geschah, darüber gibt es keine zuverlässigen Informationen. Vermutlich sind sie auf einen Todesmarsch Richtung Wandlitz geschickt worden.

Bisher erinnert nichts an die Frauen aus dem KZ-Außenlager Strausberg. Das möchten wir als Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschist*innen ändern. In Absprache mit der Bürgermeisterin und dem Investor des aktuell am historischen Ort entstehenden Wohngebiets soll eine Gedenktafel entstehen.

Der 27. Januar wird seit 1996 in Deutschland als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ begangen. In diesem Jahr steht eine lange Zeit vergessene Gruppe von NS-Opfern im Mittelpunkt der Gedenkstunde im Bundestag: Queere Menschen. Darunter Schwule, Lesben und weitere sexuelle Minderheiten. Der von den Nazis verschärfte Paragraph 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, war in der Bundesrepublik unverändert bis 1969 in Kraft. Homophobie, das Ressentiment gegenüber gleichgeschlechtliche Liebe, existiert bis heute.

Auch der Antisemitismus verschwand nach 1945 nicht einfach so das beweist unter anderem der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019.

Aber auch hier in Märkisch Oderland sind antisemitische Einstellungen und antisemitisch motivierte Taten auf einem beständig hohen Niveau.

Das bewies bereits in den Vorjahren die Chronik rechter Vorfälle im Landkreis, welche auch dieses Jahr durch die „Beratungsstelle Opfer rechter Gewalt“ erstellt und veröffentlicht wird. Dank einer aktiven Melder*innen Struktur ist rechtes Geschehen gebündelt dokumentiert und sichtbar.

Egal ob 19 geschmierte Hakenkreuze, 10 geäußerte neonazistische Grußformeln oder 8 antisemitische Volksverhetzungen. Der Landkreis hat ein Naziproblem, das sich über alle Ebenen des Lebens erstreckt.

So kommt es auch in schulischen Räumen immer wieder zu Vorfällen, welche längst über Hakenkreuz-Kritzeleien auf Tischen hinaus gehen. So wurde im Februar letzten Jahres eine Ausstellung über jüdisches Leben (am Theodor Fontane Gymnasium) unter anderem mit Hitler Zeichnungen und Beleidigungen beschmiert.

Die gezielte Verharmlosung des Nationalsozialismus ist auch im Kontext de sogenannten Querdenken-Demonstrationen zu beobachten. Immer wieder kam (und kommt) es in Neuenhagen zu Vergleichen von aktueller Gesundheitspolitik mit den Gräueltaten der Ärzt*innen in Konzentrationslagern. Dass Gegendemonstrant*innen mit paramilitärischen Kampforganisationen des dritten Reichs gleichgestellt werden, ist ein weiterer trauriger Teil der geschichtsrevisionistischen Praxis.

Damit rechte Vorfälle in Märkisch Oderland auch weiterhin festgehalten und nachgewiesen werden können, ist die AG BOrG auf eine aktive Melder*innen Struktur angewiesen. Also Seien Sie und seid ihr aufmerksam gegenüber diesen Vorfällen und meldet sie.

Im Anschluss an diese Gedenkveranstaltung laden wir Sie und euch noch zu einem Gedenkrundgang, der von Jugendlichen der S5-Antifa organisiert wurde, ein. Dort wird es weiterführende Informationen zum Außenlager und weiteren Orten des Widerstands und der Verfolgung in Strausberg geben.

Zum Schluss bleibt uns nur noch zu sagen:

Nie wieder, nigdy wiecej und больше никогда [bol’she nikagda]

Gedenken zum 9. November 2022

13. November 2022

Am 9. November organisierten wir gemeinsam mit der Stadtverwaltung Strausberg eine Gedenkveranstaltung am Jüdischen Friedhof Strausberg. Nachfolgend ist die Gedenkrede unseres Kreisverbands veröffentlicht.

Der 9. November erinnert an die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Dabei ermordeten SA-Angehörige und Nazis zwischen dem 7. und 13. November 1938 im ganzen Reichsgebiet mehrere hundert Jüdinnen und Juden. Mindestens 300 nahmen sich das Leben. Um die 1400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume jüdischer Menschen sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört.

Auch in Strausberg wütete der nationalsozialistische Mob. Der Zeitzeuge Kurt Schornsheim erinnert sich:

„Am Abend des 9. November 1938 begannen rechte Jugendliche unter Führung eines Erziehers aus dem Strausberger Burschenheim mit der Zerstörung jüdischer Geschäfte. Wie die Vandalen hausten sie besonders in den beiden Geschäften der Familie London, im Textilgeschäft Levy sowie in den Verkaufs- und Privaträumen von Zeidler und bei Heynemann. Am 10. November vormittags zerstörten Nazis die Synagoge in der Jungfernstraße. Ein politischer Leiter aus der Nazi-Ortsgruppenleitung stand – durch sein Holzbein am Mitmachen gehindert – grinsend dabei.“

An diesem Tag wurde auch der Jüdische Friedhof in Strausberg massiv beschädigt. Es waren wohl wieder unter anderem die rechten Jugendlichen aus dem Burschenheim, die Grabsteine zerschlugen und teilweise in den See warfen. Eva Nickel, Tochter einer Berliner Jüdin, die in einem Versteck in Strausberg überlebte, weiß aber zu berichten, warum hier heute gar keine jüdischen Grabsteine mehr zu sehen sind. Zu DDR-Zeiten wurde das Gelände eingeebnet. „Schöner unsere Städte“ lautete die Devise. Erst seit 1988 erinnerte eine Gedenktafel an die Novemberpogrome und den jüdischen Friedhof.

Ab dem 10. November 1938 folgten Deportationen von mindesten 30.000 jüdischen Männern in Konzentrationslager wie Sachsenhausen und Buchenwald. Hunderte starben an den Folgen der mörderischen Haftbedingungen oder wurden hingerichtet.

Ab 1941 wurden Juden und Jüdinnen auch ins „Ghetto Theresienstadt“ deportiert. Entgegen der Nazi-Propaganda war dies jedoch kein „Altersruhesitz“ sondern nur Zwischenstation in die Vernichtung. Tausende starben an Hunger und Krankheiten in der völlig überfüllten Festungsstadt. Insgesamt wurden 141.000 Menschen nach Theresienstadt verschleppt, von denen lediglich 23.000 die Shoah überlebten.

Niemals zurückgekehrt ist auch der Strausberger Kaufmann Albert Levy. Levy betrieb in der Großen Straße 73 ein kleines Textilgeschäft. Der „alte Levy“ – er war zur Zeit der Novemberpogrome bereits 78 Jahre alt – und sein Geschäft waren bekannt bei den Strausbergerinnen und Strausbergern. Kurze Zeit nach den Pogromen musste er das Haus, das sich bereits seit der Kaiserzeit im Familienbesitz befand, zwangsweise an Bruno Reimann verkaufen. Der Besitzer der Buch-, Papier- und Musikalienhandlung in der Großen Straße 16 eignete sich das Haus an und ließ im Herbst desselben Jahres alle Gebäude auf dem Grundstück abreißen.

Albert Levy wurde am 17. August 1942 von Berlin ins Ghetto Theresienstadt und am 26. September 1942 vom Ghetto Theresienstadt ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet. Zum Gedenken wurde in der Großen Straße 73 – dort wo sich bis vor kurzem die Commerzbank befand – ein Stolperstein verlegt.

Eine der wenigen, die Theresienstadt überlebte war die Strausbergerin Martha Ledwoch. Sie war durch ihren arischen Ehemann, einem Gaststättenbetreiber, lange Zeit vor der Deportation geschützt. Am 15. Oktober 1943 wurde sie jedoch nach Theresienstadt deportiert und überlebte. Nach der Befreiung kehrte sie nach Strausberg zurück. Soweit wir wissen als einzige von ehemals 60 Strausberger Juden und Jüdinnen.

Theresienstadt und die Region um Strausberg sind aber auch noch auf andere Weise verbunden. Im Frühjahr 1944 verschleppte die SS 300 jüdische Männer und Frauen in die Wälder zwischen Wulkow und Neuhardenberg. Dort mussten sie ein Ausweichquartier für die Berliner Gestapo-Zentrale errichten. Im Herbst 1944 war ein Teil davon bezugsfertig. Anfang Februar 1945 wurde die Barackenstadt fluchtartig verlassen und die mehrheitlich aus Tschechien stammenden ZwangsarbeiterInnen nach Theresienstadt zurück deportiert. Als Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen setzen wir uns für einen Gedenkort in Wulkow ein und arbeiten aktuell an einer Gedenkhomepage.

Im September diesen Jahres organisierten wir eine mehrtägige Gedenkstättenfahrt in die Nordböhmische Festungsstadt Terezin. Wir besichtigten das ehemalige Ghetto Theresienstadt sowie das ehemalige Polizeigefängnis Kleine Festung. Mehrere Wulkower Häftlinge wurden dort ermordet, nachdem sie wegen vermeintlicher Vergehen in den Augen des Wulkower Lagerleiters Franz Stuschka dorthin deportiert worden waren – mit dem Vermerk „RU – Rückkehr unerwünscht“. Außerdem trafen wir Evelina Merova, Überlebende des Ghettos Theresienstadt, von Auschwitz sowie mehrerer Außenlager von Auschwitz. Im Gedenken an das unermessliche Leiden, dass mit Theresienstadt in Verbindung steht, führten wir am Ufer der Eger eine Gedenkveranstaltung durch.

Der 9. November 1938 war ein Bruch. Hatten viele Juden und Jüdinnen vorher noch die Hoffnung, das der Nationalsozialismus nur eine kurze Episode bleiben würde, war nun klar: Es gab keine Zukunft mehr für jüdisches Leben in Deutschland. Wir gedenken an diesem Datum den Opfern der Pogrome und erinnern daran, was sich danach radikalisierte: Ausgrenzung, Raub, Deportation, Massenmord.

Als VVN-BdA setzen wir uns an diesem und allen anderen Tagen ein gegen Vergessen, gegen Verzerren, gegen falsche historische Vergleiche, für ein aktivierendes und zeitgemäßes antifaschistisches Gedenken.

Die AfD hat sich als extrem rechte Partei in den deutschen Parlamenten festgesetzt und kann als getstige Brandstifterin bezeichnet werden, die das Niederbrennen von Geflüchtetenunterkünften heute wieder salonfähig gemacht hat, wie jüngst in Bautzen, Nauen, Strömkendorf…

Antifaschismus ist und bleibt notwendig.

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