Gedenkveranstaltung und Podiumsdiskussion zu Opfern rechter Gewalt

6. Mai 2022

Am 30. April 1997 starb Phan Văn Toản an den Folgen eines rassistischen Angriffs, dem er drei Monate zuvor zum Opfer gefallen war.
Fünfundzwanzig Jahre später, am 30. April 2022, erinnerte eine Gedenkinitiative, die sich im vergangenen Jahr in Fredersdorf gegründet hatte, an Phan Văn Toản und machte gleichzeitig darauf aufmerksam, dass Rassismus und rassistische Angriffe kein Einzelfall sind und täglich, überall stattfinden.


Zur Gedenkkundgebung und dem anschließenden Podiumsgespräch versammelten sich 70 Personen, zuerst am Bahnhof in Fredersdorf und später in der Angerscheune in Petershagen. Mit Redebeiträgen von Korientation (post-migrantische Selbstorganisation), der Opferperspektive und uns als VVN-BdA wurde Phan Văn Toản gedacht, das Geschehene in die sogenannten „Baseballschlägerjahre“ eingeordnet, anti-asiatischer Rassismus als strukturelles und hoch aktuelles Thema benannt und kritisiert, dass es in Fredersdorf bis heute kein Zeichen oder ähnliches gibt, dass an Phan Văn Toản erinnert.
Während der Veranstaltung machten Plakate auf sein Schicksal aufmerksam. Es wurden Blumen niedergelegt und Kerzen im Gedenken angezündet.


Wenige Stunden später war von diesem selbstgeschaffenen Erinnerungsort keine Spur mehr zu finden, da Neonazis der Gruppe „Division MOL“ diesen Ort zerstörten und alles was an Phan Văn Toản erinnern sollte, entfernten.
Die gleichen Neonazis störten durch Beobachten sowohl die Kundgebung als auch die Folgeveranstaltung in der Angerscheune. Zum Glück ohne Erfolg.


Bevor das Podiumsgespräch begann, gab es die Möglichkeit sich die Ausstellung „Kein schöner Land“ der Opferperspektive anzuschauen, die die Todesopfer rechter Gewalt in Brandenburg seit 1990 darstellt. Im folgenden Gespräch kamen mehrere ehrenamtliche Akteurinnen aus verschiedenen Gedenkinitiativen und politischen Gruppen zu Wort, die sich über die Wichtigkeit, Erfolge und Hürden einer würdevollen Gedenkpraxis austauschten. Die Teilnehmerinnen waren sich darin einig, dass Gedenken und Trauer unbedingt dazu führen müssen, alles zu tun, um solche verabscheuungswürdigen Taten zukünftig zu verhindern. Den geistigen Brandstiftern innerhalb und außerhalb der Parlamente und ihren Werkzeugen aus der Straße muss in den Arm gefallen werden. Das sind wir den Opfern schuldig.
Die Veranstaltung hat gezeigt, dass es von enormer Wichtigkeit ist, die Betroffenen von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt nicht zu vergessen und weiterhin für eine solidarische Gesellschaft einzustehen, die sich offen gegen rechte Haltungen positioniert.

Sophie Preibisch
Strausberg