Eröffnungsrede zum Tag der Opfer des Faschismus 2018

9. September 2018

Liebe Genossinnen und Genossen, sehr geehrte Damen und Herren,
am 19. April 1945 schworen 15 000 überlebende Häftlinge des KZ Buchenwald:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Von denen, die das vor 73 Jahren geschworen haben, leben sicher heute nur noch sehr wenige. Aber was ist aus ihrem Vermächtnis geworden?
Mehr denn je gibt es Anlass zur Sorge, dass die Lehren der Geschichte – nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Krieg gehört auch in Deutschland heute zum Alltag, die faschistische Ideologie feiert in Ansätzen ihre Auferstehung, die Schamgrenze für rassistische und fremdenfeindliche Hetze ist niedrig, wie noch nie seit dem Ende der NS-Herrschaft.
Die Öffentlichkeit wird schleichend mit der permanenten Kriegsbeteiligung Deutschlands konfrontiert. Deutsche Soldaten im Kriegseinsatz sollen als normal empfunden werden. Das wollten die Buchenwaldhäftlinge eigentlich für alle Zeiten verhindern.
Bundeskanzler Helmut Kohl sagte im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zur deutschen Wiedervereinigung dass „von deutschem Boden immer nur Frieden ausgehen sollte“. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mir wünschen würde, dass eine politische Äußerung des Ex-Bundeskanzlers doch bitte umgesetzt wortwörtlich verwirklicht werden sollt.Gruppe Gedenken OdF18
Die Mitglieder des Kreisverbandes der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-des Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Märkisch-Oderland unterstützen die Fraktion der LINKEN in der Stadtverordnetenversammlung Strausberg ausdrücklich in dem Bestreben, das Anbringen von gelben Schleifen an markanten Punkten im Stadtbild als Zeichen der Solidarität mit den Soldaten in der Fremde zu verhindern. Kriegseinsätze und Kriegstreiberei dürfen von den Menschen nicht erneut als akzeptabel empfunden werden. Strausberg als Stadt des Friedens sollte dem nicht Vorschub leisten, auch nicht mit angeblich „wertfreien“ Schleifen.

Autor: Wolfram Wetzig, Kreisvorsitzender der VVN-BdA Märkisch Oderland