Gewählter AfD-Verordneter zückt Messer bei Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung von Auschwitz

28. Januar 2025

Strausberg. Am 27. Januar 2025 bedrohte der AfD-Stadtverordnete Nikolai Schirocki Teilnehmende der Gedenkveranstaltung zum Tag der Befreiung von Auschwitz mit einem Messer. Nach dem Ende der Veranstaltung räumten Teilnehmende Stühle und Veranstaltungstechnik zusammen. Während die meisten Teilnehmenden nun den Ort verließen, blieben drei Vertreter:innen der AfD-Fraktion und eine weitere Person vor Ort. In dieser Situation ging ein AfD-Stadtverordneter auf einen jungen Antifaschisten zu und bedrohte ihn. Als dieser nicht auf die Provokationen einging, zog der AfD-Stadtverordnete ein Klappmesser. Die bedrohten Antifaschist:innen flüchteten in das angrenzende Seniorenheim. Währenddessen griff eine AfD-Stadtverordnete beschwichtigend ein und drängte den Angreifer ab.

Zu der Gedenkveranstaltung hatte die Bürgermeisterin der Stadt Strausberg, Elke Stadeler eingeladen. Die inhaltliche Gestaltung der Veranstaltung oblag wie bereits in den vergangenen Jahren der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist:innen Märkisch-Oderland (VVN-BdA). Der Einladung folgten auch mehrere Mitglieder der Strausberger AfD-Fraktion. Während der Gedenkveranstaltung kam es zu wiederholten Störungen durch den Stadtverordneten Horst Baldzus. Der Höhepunkt der Respektlosigkeit war erreicht, als er die Rede unter lautem Geschrei unterbrach und eigenmächtig am Redner vorbei zum Denkmal ging und dort einen Kranz niederlegte.

Samuel Signer, Sprecher der VVN-BdA Märkisch-Oderland sagt dazu: „Bereits die Störung der Gedenkveranstaltung zum 27. Januar durch die AfD stellt eine neue Qualität dar. Die anschließende massive Bedrohung von Mitgliedern unserer Organisation und weiteren Antifaschist:innen durch ein Mitglied der Strausberger Stadtverordnetenversammlung muss Konsequenzen haben. Wir fordern die Bürgermeisterin und alle demokratischen Fraktionen in der SVV auf, diesen Vorfall auf das Entschiedenste zu verurteilen.“

Auch Dorothea Barthels, engagiert bei den Omas gegen Rechts und den lokalen Grünen, betont: „Es ist eine unfassbare Respektlosigkeit, dass ein von der Bürgermeisterin eingeladener AfD-Stadtverordneter mehrfach die Gedenkrede für die Opfer des Faschismus unterbricht. Ich bin dankbar dafür, dass der junge Redner so besonnen reagiert und sich nicht vom Mikrofon hat abdrängen lassen. Auch die übrigen Zuhörenden waren empört.“

Lolita Klemm (geb. 1939), Kind von Widerstandskämpfern sowie selber anerkannte Verfolgte des Naziregimes: „Mich haben die Störung der Gedenkveranstaltung durch den AfD-Stadtverordneten dermaßen empört, dass ich aufgestanden bin und ein Banner mit der Aufschrift ‚Keine Faschisten in die Parlamente‘ gehalten habe. Ich habe solche Veranstaltungen seit den frühen 1990er Jahren organisiert. So etwas ist noch nie passiert.“

Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus darf nicht von antidemokratischen und bedrohlichen Handlungen überschattet werden. Die VVN-BdA Märkisch-Oderland erwartet eine klare Haltung von allen demokratischen Kräften gegenüber diesen untragbaren Vorfällen und eine entschiedene Abgrenzung gegenüber der AfD und ihrem Verhalten. Denn dieser Angriff steht nicht für sich alleine, sondern reiht sich ein in die zunehmende Gewaltbereitschaft von AfD-Funktionär:innen und AfD-Anhänger:innen, wie der VBRG hier dokumentiert: https://verband-brg.de/analyse-gewaltbereitschaft-bei-afd-funktionaer-innen/

Ein klares Zeichen gegen die zunehmende Gewaltbereitschaft der AfD kann am Mittwoch, 29 Januar um 18 Uhr während einer Anti-AfD-Kundgebung auf dem Lindenplatz in Strausberg gesetzt werden. Wir hoffen auf zahlreiche Teilnahme.