Bericht zum Tag der Opfer des Faschismus 2022: Schmerzhafte Erinnerungen und eindringlicher Appell
20. September 2022
Der Gedenktag für die Opfer des Faschismus, seit 77 Jahren am 2. Sonntag im September begangen, war auch in diesem Jahr wieder eine besondere Veranstaltung. Organisiert vom Kreisverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschist:innen Märkisch-Oderland in Zusammenarbeit mit dem Verein „alternativen denken“ vereinte mehr als 50 Bürger:innen des Landkreises zu einem würdevollen Gedenken am Gedenkstein in der Wriezener Straße in Strausberg.
Die Gedenkrede hielt in diesem Jahr Eva Nickel, Tochter einer Berliner Jüdin, die den Holocaust in einem Versteck in Strausberg überlebte. Das Versteck war das Haus von Luise Nickel im Fasanenpark, Evas Großmutter, die dort zahlreichen Berliner Jüdinnen und Juden einen Zufluchtsort bot. Eva Nickel engagiert sich seit vielen Jahren in der VVN-BdA sowie im Berliner Nachkommennetzwerk und widmete ihre Rede eben jener Großmutter. Sie erinnerte an das Schicksal ihrer Familie, geprägt durch die Verschleppung und Ermordung ihrer beiden Schwestern, die sie nur durch die Erzählung ihrer Mutter kennengelernt hat. Voller Dankbarkeit blickte sie zurück auf die Menschen, die das Leben ihrer Mutter retteten und somit ihr das eigene Leben ermöglichten. Eindringlich warnte sie vor den Gefahren einer neofaschistischen Entwicklung, die in Deutschland immer deutlicher Konturen annehmen und so viele Gemeinsamkeiten mit den gesellschaftlichen Prozessen in Deutschland in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufweisen. Die Menschen sollten sich der Lehren aus der Geschichte bewusst sein und gemeinsam für Menschlichkeit, Solidarität und Freiheit, gegen Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus eintreten, um dem Faschismus auf deutschem Boden keine neue Chance zu geben.
Die jungen Musikerinnen Marie Lemke (Violine) und Luisa Mohr (Cello) umrahmten die Veranstaltung musikalisch.
Bericht: Wolfram Wetzig / Bilder: Samuel Signer