Jahresbilanz 2020

18. Dezember 2020

Liebe Mitglieder des Kreisverbandes der VVN-BdA Märkisch Oderland, liebe Freundinnen und Freunde,

ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Es ist Zeit für eine Bilanz unserer Arbeit. Insgesamt stand die Tätigkeit unserer Organisation seit März im Zeichen der Corona-Pandemie, die mit ihren Einschränkungen wesentlichen Einfluss auf unsere Arbeit hatte. Zu allererst gilt es festzustellen, dass zum Glück keines unserer Mitglieder bis jetzt von der Krankheit betroffen wurde und es ist zu hoffen, dass das auch zukünftig so bleiben wird.

Trotz der misslichen Umstände kann für das Jahr 2020 eine sehr erfolgreiche Bilanz gezogen werden. Unser Kreisverband hat einen spürbaren Entwicklungssprung gemacht und, aller Umstände zum Trotz, eine erfolgreiche Arbeit geleistet. Das betrifft sowohl die gewachsene Zahl unserer Mitglieder und dabei vor allem in der Altersgruppe 25 bis 40, als auch die Art und Anzahl der angebotenen und durchgeführten Veranstaltungen. Durch den Zuzug von jungen, aktiven Mitgliedern aus Berlin und den Eintritten im Zuge der Kampagne zur Erhaltung der Gemeinnützigkeit unseres Bundesverbandes kann tatsächlich von einer gestiegene „Kampfkraft“ unseres Kreisverbandes gesprochen werden. Das fand in allen Tätigkeitsfeldern unseres Kreisverbandes seinen sichtbaren Ausdruck: Antifaschistisches Gedenken, antifaschistische Aktion und Öffentlichkeitsarbeit.

Die inhaltliche Gestaltung der Veranstaltung der Stadt Strausberg zum Holocaustgedenken am 27. Januar durch Jugendliche aus dem Horte war ein vielbeachteter Auftakt des so symbolreichen Jahres. Durch die Schilderungen ihrer Gedanken beim Besuch des KZ Auschwitz verliehen Jennie Tretin und Tom Kurz (VVN-Mitglied) dieser Veranstaltung einen sehr würdigen Rahmen und bekamen dafür viel Anerkennung von den zahlreichen Besuchern. Pandemiebedingt fanden die Veranstaltungen zum 75 Jahrestag der Befreiung vom Faschismus in nur kleinem Rahmen statt. Ungeachtet dessen, aber nicht weniger würdevoll. Mitglieder unsres Kreisverbandes legten in verschiedenen Gruppen an insgesamt 6 Gedenkstätten im Kreis Blumengebinde nieder und nahmen an den Gedenkveranstaltungen teil. Besonders die Veranstaltung in Strausberg, die zusammen mit dem Stadtverband der Partei DIE LINKE organisiert wurde, gilt es vor allem wegen der regen Beteiligung vieler Bürgerinnen und Bürger und der feierlichen Atmosphäre zu erwähnen. Hier gilt der besondere Dank unseren Mitgliedern Carsten Wenzel und Samuel Signer, die maßgeblichen Anteil an der Organisation dieses Gedenkens hatten.

Die Durchführung der ersten antifaschistischen Gedenkwanderung im Gamengrund im August bildete einen weiteren Höhepunkt der Gedenkveranstaltungen in diesem Jahr. Wegen der großen Resonanz wurde eine zweite Wanderung im Oktober an gleichen Orten durchgeführt und insgesamt 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Bundesländern das antifaschistische Wirken verschiedener Akteure an historischen Orten im Gamengrund und in Tiefensee nähergebracht. Besonderen Anteil am Gelingen dieser Wanderungen haben Nils Weigt, Samuel Signer und Gianna Faust. Sie waren es auch, die maßgeblich an der organisatorischen und inhaltlichen Gestaltung der Gedenkveranstaltung zum Tag der OdF am zweiten Sonntag im September am OdF-Ehrenhain beteiligt waren. Die Gedenkrede hielt in sehr emotionaler Form der Direktkandidat der Partei DIE LINKE für die Bundestagswahl 2021 im Wahlkreis 59, unser Mitglied Niels-Olaf Lüders. Eine besondere Würdigung erfuhr in diesem Jahr eine bisher wenig beachtete Opfergruppe – Sinti und Roma. Bei günstigen äußeren Bedingungen reiht sich dieser Gedenktag, auch wegen seiner musikalischen Umrahmung würdig in die Reihe der Veranstaltungen vergangener Jahre ein. Das Gedenken anlässlich der Pogromnacht am 9. November vor 82 Jahren wurde, da durch die Bürgermeisterin von Strausberg nur im kleinsten Kreis ausgerichtet, von uns anders gestaltet, als nur durch einfache Teilnahme. Wir trafen uns, auch in kleinem Kreis, nachdem wir Blumen am Jüdischen Friedhof in Strausberg und an der Gedenktafel für die niedergebrannte Synagoge niedergelegt hatten, zu einer weiteren Aktion in der Weinbergstraße: „Stolpersteinen putzen gegen das Vergessen“. Erste Station waren die Stolpersteine für Luise und Alfred Zeidler, die von Verschmutzung gereinigt wurden, während die Anwesenden des Lebens dieser Jüdischen Opfer gedachten. Wir sind uns einig, dass dieses Putzen zu einer Tradition werden sollte. Erfreulich war im Nachhinein zu erfahren, dass auch in anderen Orten unseres Landkreises auf gleiche Art und Weise der Opfer gedacht wurde. Wir werden im kommenden Jahr Partner suchen, die sich an der Finanzierung eines weiteren Stolpersteines für einen jüdischen Strausberger Bürger beteiligen, der im Zuge der Pogrome sein Leben verlor.

Bei den vielfältigen antifaschistischen Aktionen, die sich vor allem gegen die Betätigung der AfD in unserem Landkreis, aber auch darüber hinaus richteten, waren Mitglieder unseres Kreisverbandes aktiv beteiligt. Gemeinsam mit dem Berliner Bündnis „Kein Raum der AfD“ organisierten wir im Kreisgebiet unter dem Motto „Kein Acker der AfD“ Proteste gegen Versammlungen von AfD Funktionären in Gaststätten in Strausberg und in Hönow mit bis zu 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Vor allem die Protestkundgebung an der Gaststätte „Zum alten Steuerhaus“, dass unser Kreisverband gemeinsam mit den Jugendlichen aus dem Horte organisierte, gilt es hervorzuheben. Auf dem Gebiet der Öffentlichkeitsarbeit haben wir in diesem Jahr besondere Fortschritte erreicht. Mit der Internetseite des Kreisverbandes, um deren Einrichtung sich Samuel Signer besonders hervorgetan hat und deren aktuelle Gestaltung, an der viele AutorInnen beteiligt sind, haben wir eine Informationsquelle über unsere Arbeit im Internet, auf der ständig steigende Zugriffszahlen zu verzeichnen sind.Zu finden ist die Internetseite hier: https://mol.vvn-bda.de.

Die netzaffinen Mitglieder sorgen gleichzeitig mit ihrer Präsenz in den Sozialen Medien für die Verbreitung der Ergebnisse unsere Arbeit und sind aktiver Teil der Diskussion zu antifaschistischen Fragen in diesen Medien.

Aber auch unsere Beachtung in den Printmedien hat zugenommen. Durch Ankündigungen von Veranstaltungen, kurze Berichte zu diesen und Veröffentlichungen von eigenen redaktionellen Artikeln in der MOZ wird die Öffentlichkeit zunehmend besser über unser Wirken informiert. Auch wenn dabei noch Luft nach oben ist. In den Informationsmaterialien der Partei DIE LINKE. finden Beiträge unserer Mitglieder immer Beachtung und damit auch eine bedeutende Verbreitung im Kreisgebiet. Mit Gianna Faust haben wir jetzt eine weitere Autorin in unseren Reihen, die mit ihren Artikeln zur verbesserten Darstellung unserer Arbeit in der Öffentlichkeit beiträgt.

Weitere Anstrengungen sind im kommenden Jahr notwendig, um die Akzeptanz in den Kommunen und in der Kreisverwaltung zu erhöhen. Außer in Strausberg werden wir als Verband nicht als Ansprechpartner zu den Fragen des antifaschistischen Gedenkens wahrgenommen. Das gilt es, grundsätzlich zu verbessern.

Dazu sollen auch die für das kommende Jahr geplanten Veranstaltungen beitragen. Neben der Teilnahme an den traditionellen und der Organisation unserer eigenen Gedenkveranstaltungen werden wir mit der Durchführung weiterer antifaschistischer Gedenkwanderungen im Kreisgebiet neue, bisher wenig beachtete Gedenkorte und die damit verbundenen Schicksale antifaschistischer Kämpferinnen und Kämpfer, sowie Verfolgter des NS-Regimes ins Gedächtnis der Gesellschaft rufen. Die Pläne dafür liegen bereits vor und wir versprechen uns davon, vor allem weitere junge Menschen in unsere Arbeit einzubeziehen. Die Begründung einer Tradition „Stolpersteine putzen gegen das Vergessen“ wurde schon erwähnt.

Wir wollen in unserer Arbeit eng mit allen antifaschistischen Kräften im Landkreis und darüber hinaus zusammenarbeiten, unseren Beitrag im Landesverband der VVN-BdA Brandenburg leisten und Organisationen, die Hilfe für Geflüchtete anbieten, personell unterstützen. Denn Antifaschismus, Antirassismus, Antisemitismus und der Kampf um die Menschenrechte verlangen ein breites Bündnis. Und in diesem wollen wir aktives Mitglied sein.

Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde, diese Ziele können wir nur erreichen, wenn wir alle gesund bleiben und dem Corona-Virus trotzen und uns gegenseitig die notwendige Unterstützung und Hilfe zu Teil werden lassen. Das bedarf eines funktionierenden Kommunikationssystems und der Bereitschaft, um Hilfe zu bitten und angebotene Hilfe anzunehmen. Wenn die Familien an ihre Grenzen stoßen, dann sind wir da, eure GenossInnen, KammeradInnen und FreundInnen.

Ich wünsche allen Gesundheit, eine den Umständen entsprechende angenehme Weihnachtszeit und die Kraft, die wir im kommenden Jahr für die Erfüllung unseres antifaschistischen Auftrages benötigen.

Herzlichen Dank für eure Arbeit und die finanzielle Unterstützung unseres Kreisverbandes.

Wolfram Wetzig

Kreisvorsitzender