Kampagne „Kein Acker der AfD“ protestiert in MOL
24. September 2020
Es war ein ungewöhnliches Bild am 5. September zwischen Strausberg und Hohenstein: Am Lokal „Zum Alten Steuerhaus“, an der Landstraße nach Hohenstein mehr oder minder mitten im Wald gelegen, versammelten sich etwa 120 Menschen. Viele hielten Schilder, Fahnen und Transparente in die Höhe, auf einer Bühne rappten die Strausberger PC Toys.
Eingeladen zu der Kundgebung hatte das Bündnis „Kein Acker der AfD!“, das es sich zum Ziel gesetzt hat, gegen die faschistische Partei in Märkisch-Oderland vorzugehen. Verschiedenste Menschen waren dem Aufruf gefolgt, man sah Fahnen der Partei Die Linke neben Antifa-Transparenten, Jugendliche neben betagten Genoss*innen des VVN-BdA. Sie alle protestierten gegen das Strausberger Traditionslokal „Zum Alten Steuerhaus“, in dem die AfD wiederholt Veranstaltungen und Stammtische durchgeführt hatte. Die Stammtische dienten „der AfD weit mehr als nur dem netten Beisammensein. Sie sind bundesweit ein zentrales Mittel, um sich zugänglich und bürgernah zu präsentieren. Hierher können Interessierte eingeladen werden, vor allem aber können Sympathisant*innen und Mitglieder sich vernetzen und austauschen. So unterstützen die Lokale, in denen solche Stammtische stattfinden, ganz aktiv die Arbeit der Partei.“, argumentierten die Organisator*innen.
Von der Bühne, mit Parolen und auf Schildern fordern die Teilnehmenden den Wirt des Steuerhauses Peter Scholz dazu auf, die AfD nicht länger bei ihren Veranstaltungen zu unterstützen – so wie zahlreiche andere Restaurants und Gaststätten in Berlin und Brandenburg das bereits getan haben.
Scholz indessen ließ sich während der Kundgebung zu Pöbeleien und Beleidigungen der Anwesenden hinreißen. Sie sollen „sich verziehen“, ruft er, dann wird er ausfällig. Aber das war nicht der einzige Zwischenfall: In der Nacht vor der Kundgebung hatten Unbekannte auf dem Fahrradweg, der vom S-Bahnhof Strausberg-Stadt zum Steuerhaus führt, Reißzwecken verstreut, sodass einige Teilnehmende mit platten Reifen am Kundgebungsort ankamen. Doch nicht nur sie wurden gestört: Auch in den darauffolgenden Tagen konnte man immer wieder Radtourist*innen, Kinder oder Sportler*innen beobachten, die ihre platten Räder an der Straße entlang schoben.
Dass diese Provokation aus dem Umfeld der AfD bzw. dem Steuerhaus kam, steht zu vermuten, hatten doch im Vorfeld der Kundgebung in den sozialen Medien insbesondere AfD-Unterstützer*innen gegen die Veranstaltung gehetzt. Die Organisator*innen der Kampagne bestätigten jedoch noch am Abend, dass sie sich von solchen Bedrohungen nicht einschüchtern lassen, sondern vielmehr die Kampagne weiter ausbauen wollen.
Nur eine Woche später konnten sie ihre Worte wahr machen: Sehr kurzfristig wurde bekannt, dass der Märkisch-Oderländer Kreisverband der AfD, angeführt vom Bad Freienwalder Lars Günther, den Faschisten Björn Höcke nach MOL eingeladen hatte. Im Hönower Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ sprach er vor knapp 50 Zuhörenden. Begleitet wurde die Veranstaltung wiederum von lautem Protest, ausgehend von den Bündnissen „Kein Acker der AfD“ aus Brandenburg und „Kein Raum der AfD“ aus Berlin. Ca. 150 Antifaschist*innen aus der Innenstadt, aus den Außenbezirken, aus MOL und auch zahlreiche Anwohner*innen aus Hönow zeigten dieser Partei laut und deutlich ihre Ablehnung.
Informationen über die Kampagne und geplante Veranstaltungen finden Sie unter www.keinacker.noblogs.org
Es gab mehrere Reaktionen zu den Protest in den Medien:
Protest gegen AfD-Stammtisch im Alten Steuerhaus in Strausberg – MOZ vom 06.09.20
Proteste gegen Höcke und AfD-Treffen in Hönow – MOZ 13.09.20
So verlief der AfD-Treff mit Björn Höcke in Hoppegarten – MOZ 11.09.2020
Kommentar: Gejohle für Spekulationen – MOZ 13.09.2020
Zum Artikel von Dirk Schaal, „Proteste gegen Höcke und AfD-Treffen in Höniw“ schrieb unser Kreisvorsitzender, Wolfram Wetzig, einen Leserbrief:
Dass die Aktion gegen die Versammlung der AfD in Hoppegarten so viel Beachtung fand, hat mich gefreut. Ich was selbst bei der Protestkundgebung als Ordner eingesetzt und hatte in dieser Funktion nichts zu tun. Umso verwunderlicher ist es, dass der Berichterstatter den Bürgermeister Sven Siebert zitierte, der sich bei den Einsatzkräften ob ihres besonnenen Auftretens bedankte, weil sie sich nicht provozieren ließen. Welche Provokationen? Es gab im Verlaufe der Veranstaltung einen einzigen Hinweis der Polizei an den Veranstalter mit der Bitte, Glasflaschen vom Straßenrand zu entfernen. Dem wurde umgehend entsprochen. Auf der Rückfahrt nach Strausberg saß der Organisator und Anmelder der Kundgebung vom Bündnis „Kein Acker der AfD“ bei mir im Auto, als ihn der Einsatzleiter der Polizei anrief und sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit und den ausgesprochen friedlich verlaufenden Protest bedankte. Hätte er das gemacht, wenn es Probleme gegeben hätte? So viel zu Provokationen, die Herr Siebert gesehen haben will.
Wolfram Wetzig
Strausberg