Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
1. Februar 2020
Thomas Müntzer glaubte voller Hoffnung: „Die Enkel fechtens besser aus.“ Er meinte das Errichten des Himmelreiches auf Erden. Er musste nicht mehr erleben, dass die Enkel deine Hoffnungen nicht erfüllen konnten. Die achtzehntausend Überlebenden des KZ Buchenwald schworen „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“. Diese Vision hatten nach ihrer Befreiung vom Faschismus vor 75 Jahren Hunderttausende Verfolgte des Naziregimes und Opfer des Faschismus. Viele von ihnen durch Haft und Folter gesundheitlich so geschwächt, dass sie ihre Hoffnungen auf die Söhne, Töchter und Enkel übertragen mussten. Nur wenige erleben das Zerplatzen der Träume. Aber Kinder und Enkel erleben, dass das, was ihre Großeltern und Eltern erlebten, durchaus wiederholbar ist. Willkommen in der bundesdeutschen Wirklichkeit!
Seit 2002 ist Deutschland wieder Kriegspartei und weltweit in kriegerische Konflikte verwickelt. Und Faschismus erlebt seit vielen Jahren eine schleichende und zuletzt immer rasanter werdende Auferstehung. Und das, obwohl noch nicht einmal ein ganzes Menschenleben vergangen ist. Aber die „Bazillen“ der braunen Pest sind sehr standhaft und wurden offensichtlich im Geheimen gut behütet. Jetzt scheint es einigen Kräften an der Zeit, diese Geißel der Menschheit erneut loszulassen, erst in kleinen Dosen an Stammtischen, dann immer offener bis hin zur parlamentarischen Bühne der Bundesrepublik und siehe da: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“, wusste Bertolt Brecht schon vor über 60 Jahren. Und wie Recht er hatte.
Jetzt ist es an der Zeit, dass sich die Nachkommen der Opfer des Faschismus, sowohl der Überlebenden von Nazidiktatur, Verfolgung und Krieg, als auch derer, die Hunger und Kälte der Nachkriegszeit, die Strapazen der Umsiedlung und des mühsamen Aufbaus des Nachkriegsdeutschlands erlebten, erinnern und sich zusammen gegen die Anfänge neuen Elends stellen. Aber auch die später Geborenen sollten nicht abseits stehen. Wir sind gemeint, alle Menschen gesunden Verstandes, die ihrer Bezeichnung „homo sapiens“ gerecht werden wollen. Es ist Zeit, zusammenzustehen um gemeinsam gegen die Kriegstreiber zu protestieren, die schon wieder „Räder müssen rollen für den Sieg“ propagieren und sich ins Unterbewusstsein der Menschen einschleichen mit ihrem Gefasel von Verteidigung gemeinsamer Werte, Bündnisverpflichtungen, den Russen ihre Grenzen aufzeigen und die in teutonischer Treue zum nach uneingeschränkter Weltherrschaft strebenden amerikanischen Partner und seiner Vasallen in Europa stehen. Jetzt ist es Zeit, Gesicht zu zeigen gegen Defender 2020, der Realität gewordenen Kriegsvorbereitung gegen Russland, gegen das Land, das die Hauptlast der Befreiung der Völker Europas vom Hitlerfaschismus trug.
Autor: Wolfram Wetzig, Kreisvorsitzender der VVN-BdA Märkisch Oderland